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Hufbeschläge für Pferde

Seit der Erfindung des geschmiedeten und genagelten Hufeisens vor nahezu 2000 Jahren, mit der das Problem des erhöhten Hufabriebs unter Belastung und auf befestigten Straßen gelöst wurde, sind in dieser Technik kaum nennenswerte Fortschritte erzielt worden.

Angesichts des Fehlens jeder Alternative zum Hufeisen wäre es müßig gewesen, über dessen Nachteile zu philosophieren. Das und die Tatsache, dass Pferde keinen Schmerzlaut haben und auch bei schweren Verletzungen stumm bleiben, hat zu einer Betriebsblindheit bei Laien und Fachleuten geführt. Die Nachteile von eisernen Schuhen, die mit Nägeln am Fuß befestigt sind, werden schlicht nicht mehr wahrgenommen.

Neue Werkstoffe, die für die Humanmedizin entwickelt wurden (z. B. Zement für den Hüftgelenkersatz), ermöglichen es heute, das antike Verfahren spielend zu ersetzen. Die Alternative besteht aus einem in jeder Weise überlegenen, nicht invasiven Hufbeschlag, der jedoch aus Tradition allseitig abgelehnt wird.

Die folgende Gegenüberstellung von althergebrachtem Hufeisen und neuartigem Verbundhufeisen soll durch Aufzeigen der unterschiedlichen Materialien, Technologien und Wirkungsweisen, zur sachlicheren Beurteilung der beiden Beschläge beitragen.


Prinzip

Traditionelles Hufeisen

Verbundhufeisen

Das traditionelle Hufeisen besteht aus einem starren Stück Stahl, welches sich weder verwinden noch stauchen oder spreizen läßt. Dadurch wird der Hufmechanismus teilweise verhindert oder eingeschränkt. Das Verbundhufeisen besteht hauptsächlich aus Kunsthorn, enthält aber auch gehärtete Stahlsegmente, die den Huf nicht berühren, sondern im Kunsthorn vergossen sind. Das Kunsthorn dient gleichzeitig zur Befestigung und zur Stabilisierung des Beschlags. Die Stahlsegmente bleiben wie Kettenglieder beweglich und machen die Eigenbewegungen der Hufe im elastischen Kunsthorn mit.

 

Befestigung

 

Das Eisen wird mit 6 bis 8 Nägeln invasiv in der Hornwand befestigt. Die auftretenden Scher-, Schub- und Fliehkräfte werden nur punktuell an den Nagellöchern auf den Huf übertragen.

Die Befestigung des Verbundbeschlages kann nur in der Vergrößerung durch ein Rasterelektronenmikroskop sichtbar gemacht werden, weil das Kunsthorn die nur 0,3 Mikrometer großen Spalten zwischen den Hornzellen ausfüllt.

„Der Zusammenhalt zwischen Natur- und Kunsthorn ist inniger als zwischen den Naturhornmassen“
 (Prof. Dr. Klaus Budras).

Das Foto von einem abgetretenen Eisen zeigt dessen Befestigung mit Nägeln im Huf. Um auch die Anbringung des Verbundhufeisens von innen sehen zu können, wurde es auf einem durchsichtigen Hufmodell angebracht.

Das Hufeisen wird aufgenagelt.

Das Verbundeisen wird aufgegossen.

Der klassisch beschlagene Huf.

Das fertige Verbundhufeisen.

Einzige Gemeinsamkeit der beiden Beschläge:
die Laufgeräusche (Klappern der Hufe) sind gleich.

 

Auswirkung auf den Huf

Die auf dem getragenen Hufeisen sichtbaren Scheuerrinnen rühren von den nur noch im Trachtenbereich möglichen Spreizbewegungen des Hufes her. Verwindungen der Hufkapsel werden durch das starre Eisen völlig verhindert. Schrägen im Untergrund oder Schräglagen in Kurven müssen von den Gelenken ausgeglichen werden. Die unter der linken Trachte untergeschobene Eisenplatte macht die Fähigkeit der Hufkapsel zum Ausgleich der Schrägstellung sichtbar. Diese Fähigkeit bleibt bei dem elastischen Verbundhufeisen voll erhalten.

Die schwarzen Stellen im Tragrand sind Blutergüsse, die beim Nageln durch Quetschung der Huflederhaut entstanden sind (nur im weißen Huf sichtbar). Das Verbundhufeisen verursacht keine Verletzungen und wird vom Pferd nicht als Fremdkörper empfunden.

Das Eisen bleibt im Schnitt nur 6-8 Wochen am Huf, weil der Abrieb der Trachten auf dem Eisen durch Kürzung des Zehenhorns wieder ausgeglichen werden muß. Durchs häufige Nageln können durch alte Nagellöcher Tragrandhornspalten entstehen. Der Kunsthornbeschlag kann 16 Wochen und länger am Huf bleiben, weil kein einseitiger Abrieb der Trachten erfolgt. Das Bild zeigt das Verbundhufeisen nach 16 Wochen Tragezeit an einem Kaltblüter.

 

Abnehmen des Beschlages

Abnehmen des Beschlages (Körber)

„Nach einer Beschlagsperiode von 4-6 Wochen wird das Hufeisen entfernt. Es wird nicht „heruntergerissen“ sondern abgenommen. Das gewaltsame Abnehmen eines Hufeisens führt zu Quetschungen und Zerrungen der Huflederhaut und zum Ablösen ganzer Hornteile.“
(Körber)

Die Teile des Verbundeisens, die die Hornwand bedecken, werden entweder abgeschlagen oder abgeraspelt. Die Sohle kann dann leicht und gefahrlos abgezogen werden.

 

Benötigte Werkzeuge

Zur Anfertigung des Hufeisens werden die klassische Schmiede, Eisen und Nägel benötigt.

Bild oben: Schmiedewerkstatt
Bild mitte: Großgeräte der Hufbeschlagsschmiede
Bild unten: Werkzeuge zur Ausführung des Hufbeschlages (Körber)

Alle zur Anfertigung eines Verbundhufeisens benötigten Teile sind hier abgebildet: Stützrahmen (Einlegeteile und Gießform), Kunsthorn (Doppelkartusche), Auspreßpistole, Inbusschlüssel, Sekundenkleber, Kunststoffseitenschneider.

Von den links abgebildeten Werkzeugen werden bei der Herstellung des Verbundhufeisens nur die Nummern 1, 5, 6 und 7 eingesetzt.

 

Sportliche Wettkämpfe

Das Hufeisen bietet für sportliche Zwecke folgende Variationen:

  • Stollen
  • Aluminiumbeschläge

Das Verbundhufeisen bietet den Sportpferden:

  • besonders leichte und griffige Ausführungen für alle Boden-verhältnisse,
  • federnde und nachgiebige Ma-terialien,
  • geringe Flächenpressung durch Vergrößerung der Hufe,
  • einfache Aufbringung von Gewichten am Kunststoff-mantel,
  • bessere Haftung am Huf, kein Verlieren der Eisen,
  • kein Anschwellen der Glied-maßen nach Wettkämpfen
  • gute Griffigkeit auf nassem Rasen, im tiefen Boden
  • kein Ballen im Schnee
  • kein Rutschen auf Glatteis
  • geringe Verletzungsgefahr beim Streifen
  • geringe Gefahr des Greifens, da keine Zwischenräume im Trachtenbereich vorhanden sind

     

 

Holographische Verformungsmessung
am Huf eines Pferdes


Verformung ohne Beschlag


Verformung mit traditionellem Hufbeschlag

Der Verlauf der Interferenzlinien weist einen deutlichen Knick auf.

Die natürliche Hufverformung ist durch den Beschlag behindert.


Verformung mit Verbundhufeisen

Das Bild mit Hufschuh zeigt eine ähnliche Verformung wie das Bild ohne Beschlag.

Der Hufschuh läßt eine ungehinderte Verformung des Hufes zu. Der Inter-ferenzlinienverlauf ist über die ganze Oberfläche knickfrei.

 

Medizinische/anatomische Implikationen

 

Behandlung eines durchgehenden und durchdringenden Zehenwand-Hornspalts beim herkömmlichen Beschlag. Der Hornspalt im Kronenrand schließt sich wegen der fortdauernden Bewegung nicht.

Die Veränderung der Gewebespannung im Naturhorn infolge des Hufbeschlages begünstigt die Spaltenbildung in der Hufwand, die die Huffunktionen beträchtlich vermindert.
(Budras 1998)

Nagelung und Vernagelung (Körber):
a) Regelmäßige Nagelung
b-d) Vernagelung

Das Verbundhufeisen stellt die Statik der Hufkapsel wieder her und ermöglicht das Wachstum von zusammenhängenden Horn. Der Spalt im Kronrand ist (nach der zweiten Beschlagsperiode) geschlossen und zusammenhängendes Horn ist nachgewachsen.

Die durch erhöhte Gewebespannungen ausgelöste Hornspaltenbildung mit der Gefahr von Tragrandausbrüchen wird durch den Kunsthorn-Hufschuh beträchtlich vermindert, denn er wirkt wie ein Außenskelett schützend auf die natürlichen Teile des Hufes. (Budras 1998)

Nagelkanäle fungieren als Eintrittspforte für Keimbesiedlungen und können zur Lederhautinfektion führen, besonders bei indirekter und direkter Vernagelung. (Budras 1998)

Naturhorn ist ein Baustoff mit beschränkter Haltbarkeitsdauer. Zersetzungsprozesse, die durch Gülle, Harnstoff und Kotgemische gefördert werden, lassen Zerfallshorn mit geringer mechanischer Stabilität und ohne antibakterielle Barrierefunktion entstehen. (Budras 1998)

Das Kunsthorn bildet eine Barriere gegen aufsteigende Keime und ersetzt z. B. bei der Hufrehe die verlorengegangene Barrierefunktion der Weißen Linie. (Budras 1998)

Die Zerfallsprozesse am Naturhorn werden innerhalb des Kunsthorn-Hufschuhes verzögert. Das Kunsthorn ist chemisch inert, d.h. es findet keine chemische Umsetzung, wohl aber eine innige adhäsive Verbindung zwischen dem Natur- und Kunsthorn statt. (Budras 1998)

Der Hufmechanismus ist beim herkömmlichen Beschlag eingeschränkt, wie die holographische Verformungs-messung belegt. Die Einschränkung führt zur Minderdurchblutung und insbesondere zur Drosselung des Blutrückflusses aus dem Huf.
(Budras 1998)

Das Eisen ist dem gesunden Huf nicht zuträglich.
(Lungwitz 1940)

Hufbeschlag – ein notwendiges Übel.
(Hertsch – Carstensen 1983)

Das Verbundhufeisen schränkt den Hufmechanismus nicht ein, so daß die beim Eisen festgestellten Nachteile ausgeschlossen sind.
(Budras 1998)

Das Verbundhufeisen hat keinen negativen Einfluß auf regelmäßige gesunde Hufe.
(Hertsch – Neubert 2000)

 

Zusätzliche therapeutische Maßnahmen

Therapeutische Maßnahmen mit Hilfe des Hufeisens sind:

  • Eisen abnehmen
  • Stege
  • Erhöhungen
  • Schlußeisen
  • Einlagen aus Leder u. Kunststoff
  • Deckeleisen

 

Das Verbundhufeisen hat positiven Einfluß auf Hufveränderungen wie Flachhufe, Hornspalten, chronische Rehehufe, Pododermatiden, schlechte Hornqualität und Bockhufe. Es bietet die Möglichkeit, geschwächte Hufe (häufiges Nageln, starker Abrieb) innerhalb von 6 Monaten zu regenerieren. Kaum Verletzungsgefahr beim Streifen.
(Hertsch – Neubert 2000)

Außerdem bei:

  • genetisch verminderter Hornqualität
  • Hufimbalancen
  • Beugesehnenproblemen
  • Sesambeinveränderungen
  • Hornklüften
  • untergeschobenen Trachten
  • eingerollten Trachten
  • Hufbeinfrakturen
  • Spat
  • Hufgeschwüren
  • Hufknorpelverknöcherungen

Das Verbundhufeisen kann auch bei starker Destruktion der Hornwand appliziert werden.

 


EINHORN
Verbundhufeisen GmbH & Co. KG

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